
Wie gesellschaftliche Entwicklungen den Sprachunterricht beeinflussen
Deutsch-dänische Lehrerkonferenz an der Højskolen Østersøen nimmt aktuelle Themen auf
In seiner unnachahmlichen Art zieht Siegfried Matlok gleich zu Beginn der Konferenz die Zuhörer in seinen Bann. Sein schier unerschöpfliches Wissen der deutschen und dänischen Politik, die Verknüpfung mit aktuellen Themen und historischen Ereignissen lässt seine Redezeit wie im Fluge vergehen. Der ehemalige Chefredakteur der Zeitung ‘Der Nordschleswiger’ ist kaum zu stoppen, wenn es um sein Lieblingsthema geht – das Verhältnis der Dänen und Deutschen im Allgemeinen, aber insbesondere die Entwicklungen im Grenzland.
Rund 100 deutsche und dänische Sprachlehrer nehmen an der diesjährigen Lehrerkonferenz an der Højskole Østersøen in Aabenraa teil. Das Jahr 2016 steht für Umbruch und viele politische Entwicklungen, die auch die Lehrer in ihrem Unterricht vor neue Herausforderungen stellt. Die Lehrerkonferenz thematisiert diese Problematiken und will Ideen an die Hand geben, um gesellschaftlich relevante Entwicklungen in den Sprachunterricht ein fliessen zu lassen.
Warum muss ich als Deutscher in Dänemark die dänische Staatsbürgerschaft annehmen?
Das fragt sich Marc-Christoph Wagner. Er ist in Berlin geboren und aufgewachsen und lebt seit vielen Jahren in Kopenhagen als Freelance-Journalist. In der Debatte: “Wie Dänisch muss man sein?” vertritt er die Ansicht, deutscher Staatsbürger bleiben zu wollen, auch wenn sein Lebensmittelpunkt in Dänemark ist. “Ich habe 20 Jahre meines Lebens in Berlin verbracht, bin mit der deutschen Kultur und Sprache aufgewachsen,fühle mich als Deutscher und sehe keine Veranlassung das zu ändern, auch wenn einige dänische Freunde sich darüber wundern”, erklärt Marc-Christoph Wagner. Er beschreibt in seinem Vortrag die Homogenität Dänemarks und die Heterogenität Deutschlands. So sei die Willkommenskultur bei der Flüchtlingswelle im Sommer 2015 ja aus dem deutschen Volk heraus entstanden und historisch erklärbar, da viele Familien während und nach dem Zweiten Weltkrieg flüchten mussten. In Dänemark sei dies fast unbekannt. Außerdem erzählt er über unterschiedliche Wahrnehmung von Nachrichten und dem Umgang mit Medien. “Wir sind Nachbarn und sind doch sehr unterschiedlich. Das hängt hauptsächlich mit der Geschichte zusammen”, meint Marc-Christoph. “Ich wusste nicht ganz genau, wie ich mich auf heute vorbereiten sollte, denn das deutsch-dänische Thema ist sehr breit gefasst. Man muss ja auch ein bisschen aufpassen, dass man nicht wie jemand erscheint, der die Wahrheit mit Löffeln gefressen hat, das sind ja alles wissende Leute, die die Kultur des anderen Landes kennen. Es war toll und es hat viel Spaß gemacht hier im Grenzland zu sein.” Als Mitglied des Vorstandes der deutschen Schule Sankt Petri in Kopenhagen, wünscht sich Wagner in Zukunft einen stärkeren Austausch mit Schulen der deutsch-dänischen Grenzregion, um den jungen Menschen in Kopenhagen die Kultur des Grenzlandes mit ihren Mehr- und Minderheiten näher zu bringen.
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Veröffentlicht
17.11.2016
